Geschichte



Der Bau des Elektrizitätswerkes am Gstaldenbach mit Schwierigkeiten

Nachdem verschiedene Aufträge erteilt waren, begannen die Bau-arbeiten im Frühling 1899. Doch schon am 11. April 1899 mussten die Arbeiten beim Sammelweiher auf der Liegenschaft von J.J. Bänziger im Stöckli sistiert werden. Wie ein Gutachten prophezeit hatte, erwies sich die geologische Beschaffenheit des Bodens als ungünstig. Am Damm traten Senkungen und horizontale Verschiebungen auf. Ein neues Gut-achten von Ingenieur Kilchmann, St.Gallen, enthielt die niederschmet-ternde Nachricht, die Benützung des Weihers sei absolut unmöglich, da das gesamte Terrain in Bewegung sei. Bei grösserer Belastung des Dammes sei eine Katastrophe unausweichlich. Auch beim Stollenbau zur Druckleitung gab es Probleme. Der Unternehmer hatte sich gründ-lich verrechnet; die beiden Bohrungen trafen nicht aufeinander. Für die Verluste im Zusammenhang mit dem nun nicht realisierba-ren Sammelweiher im Stöckli machte das EWH Schadenersatz geltend. Ein Schiedsgericht lehnte die Forderungen des EWH jedoch vollum-fänglich ab. Die Aufwendungen für den Bau des Sammelbeckens waren verloren. So befand man sich an einem toten Punkt. »Es brauchte schon einen starken Optimismus und eine felsenfeste Zuversicht in das Ge-lingen des Ganzen, um die Flinte nicht ins Korn zu werfen«. Über beide Tugenden muss der erste Verwaltungsrat in reichem Masse verfügt haben. In der Zusammenarbeit mit den Ingenieuren Ar-nold und Arthur Sonderegger, welche die Oberleitung über das ganze Projekt übernahmen, kam neuer Schwung auf. Als wichtigste Ände-rung im Vergleich zu den ursprünglichen Plänen schlugen sie die Er-stellung eines Stauweihers im List vor. Als Variante galt die Neuanlage eines Reservoirs auf Untern, auf der Wiese vor dem Wartheim. Obwohl früher Bedenken gegen einen Stauweiher im List wegen drohender Verschlammung und entsprechender Reinigungsprobleme bestanden hatten, entschied sich der Verwaltungsrat für diese Lösung. Bereits im September 1900 erteilte der Regierungsrat die Konzession für den Bau des Stauweihers im List. Die Bauarbeiten am Stauwehr, an der Drucklei-tung nach Hinterlochen, am Maschinenhaus in Hinterlochen, an den Freileitungen schritten nun endlich voran. In dieser Zeit wurde auch beschlossen, Strom für motorische Kraft zur Verfügung zu stellen.

Hindernisse auch bei der Finanzierung

All die technischen Schwierigkeiten, die unangenehmen Überra-schungen beim Bau und die Projektänderungen zeitigten natürlich ihre Auswirkungen auf der finanziellen Seite. Zudem waren verschiedene Posten ohnehin viel zu tief budgetiert. Ging man anfänglich von Erstel-lungskosten in der Höhe von Fr. 180'000.— aus, so beliefen sie sich nun auf rund Fr. 300'000.—! (4) So stellten die Pessimisten unter den Gesellschaftern an der Gene-ralversammlung vom 19. Juni 1900 — übrigens die erste seit der Grün-dung, wofür der Verwaltungsrat berechtigte Kritik einstecken musste (5) — die Frage, ob nicht ein Anschluss ans Kubelwerk und die Liquidie-rung des Heidler Werkes der beste Ausweg aus der finanziellen Misere wäre. Dieser Antrag fand aber keine Mehrheit. Ganz im Gegenteil er-mächtigten die Aktionäre den Verwaltungsrat, die zur weiteren Mittel-beschaffung nötigen Schritte einzuleiten, damit das Werk vollend werden könne. Die ausserordentliche Generalversammlung vom 14. März 1901 beschloss dann die Emission von Obligationen für den Be-trag von Fr. 140'000.—, verzinslich zu 6%. Die Verwaltung war schon - vor diesem Beschluss mit der Maschinenfabrik Oerlikon, die zur Tilgung ihres Guthabens Obligationen übernehmen sollte, und mit der Eidgenössischen Bank in St.Gallen in Verhandlungen eingetreten. Diese gestalteten sich ausserordentlich zäh und mühsam. Schliesslich forder-te die Bank als Sicherheit für ein Darlehen eine Bürgschaft. Angesichts dieser Forderung sprach man erneut von Verkauf des Werkes, diesmal an die Maschinenfabrik Oerlikon, oder von Liquidierung. Da traten 25 Gesellschafter, darunter mehrere Mitglieder des Verwaltungsrates, als >Retter in der Not< auf und übernahmen die geforderte Bürgschaft. So konnte am 10. Mai 1901 ein Finanzplan unter Dach gebracht werden. • Die Maschinenfabrik Oerlikon nahm Obligationen im Wert von Fr. 30'000.— an Zahlungsstatt; die Eidgenössische Bank in St.Gallen ge-währte ein Darlehen von Fr. 80'000.— gegen eine Bürgschaft in der Höhe von Fr. 60'000.— und gegen Hinterlage von Obligationen im Wert von Fr. 100'000.—. Erleichterung über diese Lösung spricht aus den Worten des Ver-waltungsrates an die Aktionäre im Geschäftsbericht der Gesellschaft vom 15. Juni 1901: »Mögen in wenigen Monaten die elektrischen Licht-strahlen so sonnenhell leuchten, dass die auf dem unvollendeten Werke lastenden Schatten alsobald zu verschwinden beginnen«.

Die Eröffnung des Betriebes - oder: >Ende gut, alles gut!< Dieser Wunsch ging in Erfüllung. Auf den 1. Dezember 1901 fiel die offizielle Eröffnung des Elektrizitätswerkes Heiden. Obwohl keine besondere Feier stattfand, war die Freude über das gelungene Werk gross. »Gelungen ist nun das Werk und sonnenhell leuchtet in milder Ru-he das schöne Licht in unseren Häusern. Ein stattliches Seelein im List, ge-sperrt mit einer starken Mauer, dient uns als vertrauenerweckende Speise-und Reservekammer,« jubelte der Verwaltungsrat im Geschäftsbericht 1902. »Weithin sandten die Bogenlampen ihre Strahlen«, ergänzte der Chronist von 1926. 600 Glühlampen, deren Zahl sich ein Jahr später bereits auf 1827 erhöhte, und 10 Bogenlampen der öffentlichen Be-leuchtung waren dem Werk angeschlossen. >Mehr Licht!< war für Hei-den Tatsache geworden. Die amtliche Kollaudation fand am 26. und 27. Mai 1901 statt. Im Bericht über die Abnahmeversuche an den EWH-Verwaltungsrat resümierte Ingenieur Dr. A. Denzler, Zürich, »dass die elektrische Turbinenanlage auf Grund der befriedigenden Versuchser-gebnisse zur Übernahme empfohlen werden darf«. Bestimmt war der Verwaltungsrat auch froh darüber, nun zu einem etwas ruhigeren Sit-zungsrhythmus übergehen zu können; denn während der >heissen Phase<, in der die technischen und finanziellen Schwierigkeiten zu be-wältigen waren, traf sich das Gremium oft mehrmals wöchentlich! In Zahlen ausgedrückt: Zwischen 1897 und 1901 hielt der Verwaltungs-rat nicht weniger als 145 Sitzungen ab, im Jahresdurchschnitt also de-ren 29! 1902 traf man sich immerhin noch 30 Mal; 1903 verringerte sich die Zahl der Sitzungen auf 19, und 1904 sind nur 4 Verwaltungs-ratssitzungen verzeichnet.

Die Entwicklung der EWH-Eigenproduktion

Bereits während der Planungsphase des Kraftwerks Hinterlochen bestand die Absicht, auch die Wasserkraft des Mattenbachs zu nutzen.So erwarb das EWH schon 1897 die Wasserrechte der Mattenmühle, und 1918 entstanden konkrete, allerdings nie realisierte Pläne. Sie sahan die Stauung des Mattenbachs im Bereich Waldpark und die Zuleitung des Wassers nach Hinterlochen vor. Wegen der Wasserrechtsverhältnisse im Unterlauf des Mattenbaches musste vom Maschinenhaus Hinterlochen eine Tückleitung in den Mattenbach vorgesehen werden. Eine Projektvariante sah in Hinterlochen eine eigene Zentrale in einem Anbau am bestehenden Maschienenhaus vor. 1923 drohte am Mattenbach - trotz wohlerworbener Wasserrechte - Private Konurrenz. Im Verein mit der kantonalen Baudirektion gelang es aber, das Vorhaben zu verhindern. Noch 1926 heisst es vorausschauend: >>Die Möglichkeit einer weiteren Ausnützung der Wasserkräfte unserer Gemeinde ist also nicht ausgeschlossen<<. Dies gilt bis heute!
Schon nach wenigen Betriebsjahren bereiteten langandauernde Trockenperioden Probleme in der Stromproduktion. Der akute Wassermangel hatte aber nicht allein witterungsbedingte Gründe. In den ersten Jahren arbeitete das Elektrizitätswerk Heiden jeweils nur während einiger Abend- und Nachtstunden, um die nötige Energie zur Beleuchtung zu liefern.. Bald aber stieg auch der Bedarf an Kraftstrom zum Betreib von Elektromotoren in Gewerbe und Industrei. Dadurch mussten die Betreibszeiten natürlich erweitert werden; der vorhandene Wasservorrat im Stauweiher List war in viel kürzerer Zeit aufgebraucht.Um über grössere Wasserreserven zu verfügen, erwog der Verwaltungsrat deshalb die Erstellung eines zweiten Stauweihers. Wiederholt bestand die Absicht, die Nachbargemeinden ans Netz des EWH anzuschliessen. Doch verschiedene Verhandlungen mit Wolfhalden, Rehetobel, Grub, Lutzenberg und Walzenhausen führten zu keinem positiven Resultat.
Stauweiher/Staumauer im List
 
Kaum hatte das Elektrizitätswerk Heiden seinen Betrieb aufgenom-men, trat ein Problem auf, das die Verwaltung jahrelang beschäftigen sollte. Der Listweiher beeinträchtigte nämlich die Leistungskraft der Turbine der Firma Gebrüder Kugler, Sägewerk, am Ende des Stau-weihers gelegen. Zunächst forderte die Firma einen Abtrag der Stau-mauer um 50 Zentimeter. Langwierige Verhandlungen führten zum Ergebnis, dass das EWH, gegen Entschädigungszahlung für die Neuer-stellung der Kugler'schen Anlage, die Staumauer sogar um 50 Zenti-meter erhöhen durfte! Der steigende Energiekonsum begründete 1918 eine weitere Erhöhung um einen Meter. Beide Erhöhungen zusammen brachten dem Weiher ein zusätzliches Volumen von rund 4'000 Kubik-metern, womit sich dieses auf total 14'000 Kubikmeter belief. Grosse Schwierigkeiten bereitete stets die Verschmutzung des Stauweihers. »Trotz anfänglicher zweimaliger Entleerung pro Jahr setzte sich immer mehr Schlamm an, welcher sich durch blosses Offnen des Grundablasses nicht mehr entfernen liess. Die Opposition der Unterlieger-Gemeinden gegen jegliche Öffnung des Grundablasses wurde immer stärker«, lesen wir im Jubiläumsbericht zum 75-jährigen Bestehen des EWH. So wurde der Weiher ab 1957 nur noch einmal jährlich entleert. 1971 hatte die Verschmutzung derart zugenommen, dass der Zugang zur Druckleitung verstopft blieb. Die Eigenproduktion des EWH musste im März eingestellt werden. Mit dieser Situation wollte sich jedoch die Verwaltung nicht abfin-den. Schon 1975 setzten Bestrebungen zur Wiederaufnahme der Ei-genproduktion ein. Eine ausserordentliche Generalversammlung vom 23. Januar 1976 fasste entsprechende Beschlüsse. So konnte noch im gleichen Jahr der Weiher von über 5'000 Kubikmetern Schutt und Schlamm gereinigt werden. Gleichzeitig liefen die nötigen Anpassungen und Revisionen an der Druckleitung und im Maschinenhaus. Nach einigen Verzögerungen nahm das Kraftwerk des EWH am 1. Oktober 1977 seinen Betrieb wieder auf. 1982 zeigte die nun über 80-jährige Staumauer gewisse Alterser-scheinungen. Aus verschiedenen Sanierungsvarianten obsiegte jene, welche ausser einer Verstärkung auch eine Erhöhung vorsah. Nach rund sechsmonatiger Bauzeit war das Werk vollendet; zudem war ein Teil der Druckleitung erneuert worden. »Heute sperrt wiederum eine starke Mauer nicht nur ein >stattliches Seelein<, sondern einen >stattlichen See«< (mit einem Volumen von nun-mehr 35'000 Kubikmetern!), schrieb Verwaltungsratspräsident Peter Aeschbacher, mit Betriebsleiter Werner Preisig Initiant der nun praktisch neuen Anlage. Peter Aeschbacher amtierte während zweier Dezennien, von 1966 bis zu seinem Tode 1986, als Verwaltungsratspräsident. Mit seiner Initiative und seinem zukunftsorientierten Denken prägte er eine wichtige Phase in der Geschichte des Elektrizitätswerks Heiden.

Kleinkraftwerk Kugler

 
Im Zuge der dritten Staumauererhöhung, im Jahre 1982, erwarb das EWH die Produktionsanlage der Firma Kugler. Das Kleinkraftwerk kam nämlich in den vergrösserten Listweiher zu liegen und musste den Betrieb einstellen. Das EWH sanierte aber 1987/88 die Staumauer des Kuglerweihers, einerseits im Hinblick auf eine spätere Sanierung des Kugler-Werkes, anderseits, weil der Kuglerweiher als Geschiebe-sammler im Vorfeld des Listweihers eine wichtige Funktion innehat. Die Entleerung erfolgt über eine neu erstellte Zufahrtsstrasse sowie über eine bis an die Staumauer heranreichende Rampe. Im Jahre 1994 konkretisierten sich die Absichten zur Reaktivierung des Kuglerwerkes. Die Firma Hydroelektra AG arbeitete entsprechende Pläne aus. Das Ziel war die Optimierung der Wassernutzung im Gstaldenbach. Von Bun-desseite stand Unterstützung in Aussicht im Rahmen des Projektes >Ener-gie 2000<, das die Nutzung der Wasserkraft förderte. Gegen das auf-gelegte Projekt opponierte jedoch der St.Gallisch-Appenzellische Na-turschutzbund, da für das kurze Bachteilstück von rund 30 bis 40 Me-tern Länge zwischen Kugler- und Listweiher keine Restwassermenge vorgesehen war. Dies entspreche nicht dem neuen Gewässerschutzge-setz, das für Nichtfischgewässer 13 Liter pro Sekunde Restwasser forde-re, für Fischgewässer gar 50 Liter pro Sekunde, lautete die Argumenta-tion. Entgegen dem Regierungsrat, der das Projekt des EWH genehmigen wollte, entschied das kantonale Verwaltungsgericht gegen eine Restwassermenge von 0 Litern pro Sekunde. Unter dieser Bedingung Restwassermenge von 0 Litern pro Sekunde sah das EWH keinen rentablen Betrieb für das Kleinkraftwerk. »Das Vor haben starbt«, so der lakonische Kommentar des EWH-Aktuars.
 
Zentrale Hinterlochen
 
Mit zwei Turbinen der Firma Eschers-Wyss und zwei Generatoren nahm das Werk seinen Betrieb auf. Bereits 1907 musste eine Turbine ersetzt werden. Im Jahre 1923 fand die dritte Turbine mit 475 PS Leistung Aufstellung, geliefert von der Maschienenfabrik Benninger in Uzwil. Gleichzeitig wurden die beiden alten Turbinen samt Generatoren durch solche von 150 bzw. 160 PS Leistung ersetzt. Sie stammten ebenfalls aus der Uzwiler Firma. Im Hinblick auf diese grundlegende Erneuerung des Maschinenparks entstand schon 1921/22 eine zweite Druckleitung vom Standort des aufgegebenen Sammelweihers bis zur Zentrale Hinterlochen. Die Verlängerung zum Listweiher blieb entgegen den ursprünglichen Absichten aus. Dieser Ausbauschritt bedingte eine Erhöhung des Aktienkapitals auf Fr. 230'000.- 105 neue Aktien zum Nennwert von Fr. 500.- gelangten zur Ausgabe. Trotz zweiter Druckleitung, neuer Turbinen und Reserveanschluss bei den St.Gallisch-Appenzellischen Kraftwerken (SAK) genügte die Stromerzeugungsanlage Ende der Zwanzigerjahre des letzten Jahr-hunderts nicht mehr. Der Verwaltungsrat entschloss sich deshalb zur Anschaffung eines Dieselaggregats, welches sowohl die Erweiterung der Schaltanlage wie des Gebäudes erforderte. Diese Erweiterung des Betriebes erfolgte 1932; sie veränderte das äussere Erscheinungsbild der Zentrale Hinterlochen entscheidend: »An das alte Gebäude wurde talwärts das neue Maschinenhaus mit der Dieselmotorengruppe und Schalttafelanlage angebaut und in überaus glücklicher Weise mit dem al-ten Gebäude verbunden«. Initiant dieser Erneuerungs- und Erweiterungsphase war Verwal-tungsratspräsident Emil Zürcher, der das EWH von 1915 bis 1943 leite-te. »Gewiss würde auch der vor wenigen Tagen verstorbene Herr Ingenieur A. Sonderegger, Erbauer des Werkes, seine helle Freude daran haben, wenn er noch sehen könnte, wie das Werk von seinem Klassenkollegen, dem heutigen Berichterstatter, mit Hilfe seiner immer vertrauensvoll in die Zu-kunft blickenden Verwaltung, ausgebaut werden konnte. Stillstand ist Rück-schritt, das möchte ich gerne denjenigen zurufen, die nach uns kommen«. Dies die Worte von E. Zürcher 1932, an einem für das EWH wichtigen Etappenziel. Parallel zur Wiederaufnahme der Stromproduktion in Hinterlochen nach dem Unterbruch von 1971 bis 1977 ersetzte man die beiden klei-neren Turbinen von 1923 im Jahre 1976 durch eine neue, grössere samt Generator. Das Dieselaggregat von 1932 mit 250 kVA tat seinen Dienst vor al-lem in Zeiten grosser Wasserknappheit bis in die 70er-Jahre des 20. Jahrhunderts. Nach längeren Lieferungsverzögerungen wurde Ende 1987 eine neue Dieselgruppe von 500 kVA installiert. Gewisse Probleme ergaben sich beim Einbringen des 25 Tonnen schweren Containers in die bestehende Zentrale. Diese neue Anlage dient ausschliesslich der Spitzenentlastung auf Anweisung der SAK. Nach einigen Betriebs-jahren geriet die neue Dieselgruppe mit der Luftreinhalteverordnung in Konflikt. Abklärungen des Amtes für Umweltschutz hatten ergeben, dass der Diesel - entgegen der Versicherungen der Lieferfirma! - die Bestimmungen der Verordnung nicht einhielt. So setzten langwierige Auseinandersetzungen ein, einmal mit der Lieferfirma, von der die Sa-nierung als Garantieleistung verlangt wurde, dann mit den kantonalen Behörden über den Umfang der notwendigen Verbesserungsmass-nahmen. Erst Ende 1992 - nach erfolgter, kostspieliger Anpassung an die Luftreinhaltevorschriften - erteilte das Amt für Umweltschutz die Betriebsbewilligung. Doch dagegen rekurrierte ein Nachbar, der schon das erste Verfahren provoziert hatte. Somit verzögerte sich die definiti-ve Betriebsaufnahme weiter. 1996 fand die Streitangelegenheit endlich ein für das EWH in allen Teilen positives Ende. Seit Januar 1997 arbeitet die Dieselanlage gemäss den geplanten Einsätzen.
 

Konzessionserneuerung - die Zukunft der Eigenproduktion

 
 
Letztmals erteilten Bund und Kanton dem EWH die Konzession zum Betrieb des Kraftwerkes am Gstaldenbach im Jahr 1951, und zwar auf 50 Jahre. Damit wurde genau auf das Jubiläumsjahr des EWH, 2001, eine Konzessionserneuerung fällig. Der Verwaltungsrat beschäftigte sich seit 1997 mit dieser Frage, indem er z.B. einen Umweltbericht in Auftrag gab und das Gespräch mit involvierten Stellen (Kanton, Umweltorganisationen) aufnahm.
 
Eigenproduktion - Fremdbezug
 
Bereits im dritten Betriebsjahr des EWH hören wir von Problemen in der Stromerzeugung wegen anhaltender Trockenheit. Dies wiederholte sich in den folgenden Jahren. Tagelange Unterbrechungen der Stromlieferungen waren die Folge. Der Gstaldenbach hielt sich anscheinend nicht immer an die in der Planungsphase berechnete Wasserführung. So überlegte sich der Verwaltungsrat bereits 1904 auf welche Weise eine >Kraftreserve< geschaffen werden könnte. Zunächst dachte man an die Aufstellung eines Gasmotors. 1905 standen weitere Alternativen zur Debatte. Ernsthaft erwog man die Erstellung eines zweiten Stauweihers, entweder oberhalb der Sägerei Kugler, beim Schlachthaus oder im Hinterbissau! Berechnungen ergaben, dass das Projekt Kugler den Wasserausfall von 4,3 Tagen, das Projekt Schlacht-haus denjenigen von 7,6 Tagen ausgleichen könnte. Ein Stauweiher im Hinterbissau mit 32'000 Kubikmeter Inhalt würde gar einen Wasser-ausfall während 36,4 Tagen kompensieren! Weitere Diskussionspunkte galten der Installation einer Dampfmaschine, dem Anschluss ans Ku-gelwerk oder an die Kraftwerke Bodensee-Thurtal.

Partnerschaft mit den St.Gallisch-Appenzellischen Kraftwerken - SAK

 
Als >Siegerin< aus diesen Evaluationen gingen die Kraftwerke Bodensee-Thurtal, eine Vorläuferin der SAK, hervor. Im Sommer 1906 schloss das EWH mit diesen einen Liefervertrag ab. Der >Reserve-strom< floss in die Transformatorenstation Hinterlochen. Die Zuleitung und die beiden Transformatoren finanzierte das Lieferwerk. Die übrigen notwendigen Installationen fielen zu Lasten des EWH. Entgegen der ur-sprünglichen Absicht, die Transformatoren im Maschinenhaus zu plat-zieren, entschloss sich der Verwaltungsrat zu einem besonderen An-bau, »um die Möglichkeit zu haben, die Reserve erhöhen zu können«. Der Anschluss für den Bezug der Fremdenergie nahm im März 1907 seinen Betrieb auf. Und er wirkte sich noch im gleichen Jahr positiv aus: »Mit Hilfe der Reserve war es uns möglich, für die letzte Trockenperiode unsere Wasserreserve rechtzeitig zu schonen und Betriebseinstellungen auf die Zeit nach Mitternacht zu beschränken«. Da die Fremdbezüge steigende Tendenz aufwiesen, wurde 1912 die Anschlusskapazität von 60 KVA auf 130-180 KVA erhöht. Dass die-ser Ausbau in weiser Voraussicht erfolgte, bewies das Jahr 1914, als während acht Tagen im Oktober wegen verschiedener Rohrbrüche die Eigenproduktion eingestellt und man ganz auf die Fremdbezüge, nun äteren Jahren bereiteten - von den SAK, angewiesen war. Auch in sp  trotz Reserveanschluss - Trockenzeiten immer wieder Kopfzerbrechen. So warnte der Verwaltung 1916 seine Abonnenten, »dass unsere Reservekraft vorläufig nicht dazu ausreicht, unseren vollen Betrieb zu übernehmen, sondern nur eine angemessene Anzahltrov trotz arKidZirigEesr könnte also auch bei uns einmal vorkommen, dass wir Reserve mit kurzen Betriebseinschränkungen rechnen müssen, in welchem Falle wir gerne hoffen, unsere tit. Abonnenten werden sich ins Unvermeid-liche schicken, und durch Ausschaltungen von einer Anzahl PS uns helfen, wenigstens einen Teilbetrieb aufrecht zu erhalten«. Dieses >Unvermeidli-che< trat dann 1920 und 1923 auch teilweise ein. So ist 1920 von Be-triebseinschränkungen die Rede, und 1923 von »hemmender und schä-digender Wirkung« der Trockenperiode in den Monaten Juli, August und September. Interessant ist es festzustellen, dass der Reservestrom anscheinend nicht allein zur Überbrückung von Wasserausfällen, sondern auch zur Einsparung von Personalkosten Verwendung fand; denn »seit 1. Januar 1923 walten nur noch zwei Maschinisten abwechslungsweise in zwei Schichten zu je neun Stunden im Maschinenhaus ihres Amtes und die drit-te Schicht mit sechs Stunden täglich regelmässig nachts von 12 Uhr bis morgens 6 Uhr wird durch Einschaltung von Reservestrom ersetzt«. Anlässlich einer Vertragserneuerung musste das EWH 1922 unter Kostenfolge die bis anhin den SAK gehörenden Transformatoren samt »zudienenden Apparaten« übernehmen. Diese Auslagen sowie eine 

Liberalisierung im Strommarkt

 
Wie in andern Bereichen der Wirtschaft gibt die Europäische Union (EU) auch im Strommarkt den Takt an. In den EU-Ländern wurde bzw. wird der Strommarkt liberalisiert. In Anbetracht der starken Vernetzung der europäischen Elektrizitätswirtschaft kommt auch die Schweiz nicht umhin, sich diesen Tendenzen anzuschliessen. So ist auf Bundesebene ein Elektrizitätsmarktgesetz (EMG) in Vorbereitung. Es sieht die schritt-weise
Liberalisierung des schweizerischen Strommarktes in dem Sinne vor, dass zunächst die Grossbezüger vom freien Strommarkt profitie-ren. In weiteren Schritten folgen die mittleren und schliesslich die Klein bezüger. Für die Stromkonsumentinnen bedeutet die Liberalisierung, dass sie — wie im Telekommunikationswesen — den Stromlieferanten frei wählen können. Die Elektrizitätswirtschaft wird mit der Liberalisierung dem freien Markt, der freien Konkurrenz ausgesetzt. Die Monopolstel-lung hat ein Ende. Mit Zusammenschlüssen und Kooperationen ant-worten die Elektrizitätswerke auf die neue Herausforderung. Wie reagiert die Elektrizitätswerk Heiden AG auf die veränderte Marktlage? Der Verwaltungsrat hat bereits 1999 die Erhaltung der Selbstständigkeit des Werkes zum Ziel erklärt. Doch auch das EWH muss wie die andern Werke Partnerschaften eingehen. So wurde 1999 mit den St.Gallisch-Appenzellischen Kraftwerken eine Vertriebspartner-schaft vereinbart. Sie erlaubte bereits im Oktober des selben Jahres erste Strompreissenkungen. Das EWH möchte seiner Kundschaft auch in der veränderten Lage sowohl die elektrische Energie wie auch andere Dienstleistungen zu marktgerechten Bedingungen anbieten! »ziemlich hoch angesetzte Minimalgarantie« für jede angeschlossene PS, die den SAK zu bezahlen war, veranlassten den Verwaltungsrat zur Erklärung, »dass auch wir unsererseits an der von Kraftabonnenten gerne angefochtenen Minimale (Grundtaxe) festhalten müssen«. 1929 standen erneut Vertragsverhandlungen an. Da die SAK ab 1934 nicht mehr die gleich günstigen Lieferbedingungen wie bisher in Aussicht stellten, wurde der Verwaltungsrat in seiner Absicht bestärkt, eine Dieselmoto-renanlage anzuschaffen. Sie wurde nach langwierigen Evaluationen über den richtigen Maschinentyp wie oben beschrieben 1932 in Betrieb genommen. Sozusagen gleichzeitig trat ein neuer Vertrag mit den SAK in Kraft, der wie schon die vorherigen eine Laufzeit von zehn Jahren hatte. Der Vertrag von 1942, nur auf fünf Jahre abgeschlossen, erlaubte es dem EWH, seinen »Abonnenten gegenüber in gewissen Positionen Erleichterungen eintreten zu lassen«. Dass diese Erleichterungen ir nicht ganz ohne äusseren Druck erfolgten, wird auf den Seiten 71-74 dargestellt. Einen Meilenstein im Spannungsfeld Eigenproduktion — Fremdbezug stellte das Jahr 1957 dar. Damals überstieg der Fremdbezug erstmals die Eigenproduktion. In Zahlen bedeutete dies: Eigenproduktion 1 1,01 Millionen Kilowattstunden, Fremdbezug 1,87 Millionen Kilowattstunden. Seither sank der Anteil der Eigenproduktion am gesamten Energieverkauf kontinuierlich, analog zum steigenden Energiekonsum. Am deutlichsten zeigte sich diese Entwicklung in den Hochkonjunkturjahren der 60er- und 70er-Jahre. In den letzten Jahren lag der Anteil der Eigenproduktion bestenfalls um, in der Regel aber unter 10% der gesamten verkauften Energiemenge. Über die zahlenmässige Entwicklung der beiden Positionen während der Jahrzehnte gibt die Statistik auf Seite 35 Auskunft. Die Sorge um die Sicherung der Versorgung für die ganze Gemeinde Heiden, der neue, grosse Anschlussbedarf der Firma Züricher Beuteltuch AG (Zübag) und die Neuerstellung einer SAK-Leitung von Goldach über Unterrechstein nach Rehetobel veranlassten das EWH 1962, im Gebiet Unterrechstein einen zweiten, unabhängigen An-schluss ans SAK-Netz zu realisieren. Die Führung der Zuleitung von der neuen Mess- und Transformatorenstation Bühlen (von der aus gleich-zeitig die Energieversorgung der Gebiete Bühlen-Bischofsberg verbes-sert wurde) direkt in die Schalt- und Transformatorenstation Rosental rief in den Reihen der Aktionäre Kritik hervor. Der Verwaltungsrat gab deshalb ein neutrales Gutachten in Auftrag, das die Richtigkeit derge-wählten Lösung bestätigte. Die Variante, welche eine Leitungsführung über die Transformatorenstationen Bissau-Media-Rosental vorsah, biete gewichtige Nachteile, so der Betriebsleiter der SAK. Seit 1967 entwickelte sich die qradition<, dass ein Vertreter der SAK in den Verwaltungsrat des EWH Einsitz nimmt. Bis 1980 war dies Ulrich Vetsch, danach bis 1999 Mario Schnetzler und seither Adolf Loser. Die Zusammenarbeit des EWH mit den SAK gestaltete sich über die Jahrzehnte gesehen erfreulich. Dies kommt deutlich im Geschäfts-bericht 1963 in den Worten von Verwaltungsratspräsident Hermann Keller zum Ausdruck: »Auch dieses Jahr vermerken wir an dieser Stelle gerne, dass der Verkehr mit unserem Lieferwerk, den SAK, sich wiederum in bestem Einvernehmen abgewickelt und dass solches für unsere Bedürf-nisse und Anliegen stets grosses Verständni an, hiefür unseren Dank und die An s gezeigt hat. Wir stehen nicht erkennung auszudrücken«.